Die Egenhausener Straße - eine geeignete Blaupause für das Schrotfeld? Das Konzept ist für die FREIEN WÄHLER zur Erschließung von mehreren Dutzend Grundstücken im Schrotfeld ungeeignet. Stau zu Stoßzeiten, nervige Behinderungen durch Paketdienste und die zu erwartende, tägliche Suche nach Stellplätzen gefährden Lebensqualität und nachbarschaftlichen Frieden. Während manche von gelungener Verkehrsberuhigung sprechen, fragen wir uns, wo in dieser Situation Kinderwagen oder Menschen mit Rollator hin sollen? Zudem dient dieses Straßenlayout nicht der Sicherheit von Radfahrern und erschwert die Anfahrt für Notarzt, etc.

05.01.2022
Verkehrskonzept: Planung auf der Zielgeraden?

Seit Jahren beschäftigt das Thema Verkehr die Gemüter in Herrieden und seinen Ortsteilen. Auch im Jahr 2021 wurde um die Entwicklung heftig gestritten. Langsam wird es Zeit, Farbe zu bekennen. Wir sind für eine Lösung, die möglichst vielen Menschen eine Verbesserung der Lebensqualität bietet.

Die negativen Folgen des Autoverkehrs sind hinlänglich bekannt. Dennoch steigt das Verkehrsaufkommen kontinuierlich. „Verkehrsplaner werden nicht müde zu betonen, dass junge Menschen keine Autos mehr wollen und kein Interesse am Führerschein haben“, berichtet Christian Enz. „Die Realität sieht jedoch anders aus. Die Möglichkeit, schon mit 17 selbstständig zur Schule zu fahren, wird gerne angenommen. Dies, so ergänzt Gaby Rauch, ist auch logisch. „Individuelle Mobilität ist gerade bei uns im ländlichen Raum entscheidend für die Lebensqualität“. Nicht jeder hat das Glück, dort zu wohnen, wo er arbeitet. Denn in den letzten Jahrzehnten wurde von Arbeitnehmern immer größere Flexibilität verlangt. Zudem müssen Einkaufsmöglichkeiten aufgesucht oder Ärzte und Apotheker besucht werden. „Das sind alles Fahrten, die nicht eingespart werden können. Auch ist ein Umstieg auf den ÖPNV, anders als in der Großstadt, bei uns kaum möglich“, erläutert Rauch.

Dies bestätigt auch die von der Stadt in Auftrag gegebene Verkehrsanalyse für das Herrieder Stadtgebiet. „Die Studie macht deutlich, welch großen Anteil der Durchgangsverkehr an unserer Verkehrsbelastung hat“, resümiert Enz. So hat der Durchgangsverkehr, der über die Stegbrucker Straße oder durch das Storchentor fließt,  inzwischen einen Anteil von knapp 50% am Herrieder Verkehrsaufkommen. „Unter dem Strich fahren pro Tag also über 4.000 Fahrzeuge durch die Stadt, die ganz woanders hinwollen“, fasst Enz zusammen. „Gut 1.600 Fahrzeuge sind Pendler aus unseren eigenen Ortsteilen, die nach Ansbach oder zur Autobahn wollen“.
Auch innerhalb Herriedens wird viel gefahren. Auf der Münchener Straße wurden an einem Tag beispielsweise 4.600 Fahrzeuge gezählt. „Obwohl Verkehrsplaner Ulzhöfer den Herriedern bescheinigt, dass sie im Vergleich zu anderen Kommunen sehr stark auf das Fahrrad zurückgreifen“, bemerkt Enz. Deshalb halten wir FREIE WÄHLER es für unrealistisch, die Fahrradnutzung so weit erhöhen zu können, dass der Binnenverkehr spürbar sinkt. Aus unserer Sicht ist es derzeit nicht gerechtfertigt, die gesamte Verkehrsplanung auf Fahrräder und Fußgänger auszurichten. „Zudem hat Herr Ulzhöfer im Stadtrat die Einschätzung unserer Gruppierung bestätigt, dass unser Verkehrsproblem durch eine flächendeckende Einführung von Tempo 30, das Aufstellen von Mitfahrerbänken oder das Aufrichten von Lärmschutzwänden kaum zu korrigieren ist“, betont Enz.

Dennoch, so stellt Gaby Rauch klar, sind kurzfristige Maßnahmen unverzichtbar. Ein Beispiel hierfür ist der Bürgerbus. Dieser könnte den überregionalen ÖPNV wirkungsvoll ergänzen. „Sinnvoll geht das nur in professioneller Umsetzung und mit Fahrplan“, ist Rauch überzeugt. „Hier ist die Verwaltung gefordert, ein Konzept für eine Ausschreibung vorzulegen“. Auch der Einsatz ähnlich einem Anruf-Sammeltaxi wäre denkbar. Hilfreich wäre aus Sicht der FREIEN WÄHLER zudem eine Neuordnung des Verkehrs in der Altstadt. „In der Vorderen Gasse brauchen wir unbedingt Tempo 30. Perspektivisch ist auch über Schrittgeschwindigkeit nachzudenken“, sagt Christian Enz in Anlehnung an Ulzhöfer – und freut sich, dass mit dieser Entwicklung das Wahlprogramm seiner Gruppierung aus dem Jahr 2020 ein weiteres Mal von der Realität bestätigt wird. „In der Hinteren Gasse hat sich unsere Idee einer Einbahnstraßenregelung bereits bewährt“, berichtet Rauch. „Ähnliche Maßnahmen könnten auch in den Siedlungen zu einer Verbesserung beitragen“.

Was aber ist zu tun, wenn kleine Maßnahmen auf Dauer nicht wirken? „Wir sind an einem Punkt angekommen, an dem alle Beteiligten erkennen: Der Herrieder Verkehrsinfarkt ist mit der Hausapotheke nicht heilbar“, attestiert Fraktionssprecher Enz. „Das ist eine schmerzhafte Erfahrung. Insbesondere für alle, die bisher vehement das Gegenteil behauptet haben“. Deshalb haben wir FREIE WÄHLER uns dafür stark gemacht, das Vorgehen zu überarbeiten und die Bürgerbeteiligung zu optimieren. „Wir sind dankbar, in anderen Fraktionen Unterstützung für diesen mutigen Ansatz gefunden zu haben“, betont Enz. Aktuell ist noch nichts beschlossen. „Doch als Bürger muss man sich nach bald zehn Jahren hitziger Debatte fragen, wann die Zeit für eine Entscheidung endlich reif ist.“ Das Zögern hat freilich einen guten Grund. „Jeder hat gesehen, dass wir mit unserem pragmatischen, ehrlichen Vorgehen Stimmen eingebüßt haben. Das macht wenig Lust, heiße Eisen anzulangen“. Doch wir FREIE WÄHLER sind überzeugt, dies ist jetzt unverzichtbar. „Letztlich hat die Verkehrserhebung alle unsere Überlegungen bestätigt“. Freude kommt bei Enz dennoch nicht auf. Er ist sich bewusst, dass dies Stadt und Bürgern viel abverlangt. „Im Prinzip ist es wie im Freibad. Da steht man am Beckenrand und bibbert aus Angst vor dem kalten Wasser. Wenn man dann aber mal rein gesprungen ist, genießt man den ganzen Nachmittag in erfrischendem Nass“.

Aus Sicht der FREIEN WÄHLEN gilt es, schnellstmöglich eine Verlegung der Staatsstraße anzugehen. „Wir wollen die Innenstadt zu einem Ort der Begegnung machen. Das geht nur, wenn der Verkehr reduziert und verlangsamt wird“, weiß Gaby Rauch. „Wir wünschen uns eine Belebung des Einzelhandels, springende Kinder und die Möglichkeit, in der Sonne zu entspannen - statt ständig Angst zu haben, dass Raser einen Fußgänger erwischen.“ Der Blick auf andere Kommunen zeigt zudem: Ein klares Bekenntis, Staatsstraßen aus der Innenstadt zu verlegen, kann auch die Bewerbung zu einer Landesgartenschau unterstützen.

„Tatsächlich ist noch nichts entschieden“, betont Enz. Allerdings zeige die nun vorliegende Datenbasis deutlich, dass eine wirkungsvolle Entlastung nur möglich ist, wenn ein funktionierender Bypass geschaffen wird. „Der würde neben Herrieden auch Neunstetten und Rauenzell spürbar beruhigen – und wäre somit ein großer Gewinn“. Die Zeiten, in denen ohne Rücksicht auf Tier und Natur Trassen auf kürzestem Weg von A nach B planiert wurden, sind vorbei. „Wir sind auf der Suche nach einem minimalistischen Eingriff. Wir sondieren also eine Lösung, die höchsten Lärmschutz, bestmöglichen Sichtschutz und einen möglichst geringen Eingriff in die Natur bedeutet – und gleichzeitig maximalen Nutzen bringt“, fasst Enz zusammen. „Nicht zu akzeptieren ist hingegen, dass die Belastung nach dem Sankt-Florian-Prinzip von einer Straße in die nächste gedrückt wird“, ergänzt Gaby Rauch mit Blick auf Münchener Straße und Bahnhofstraße. Deshalb muss es auch erlaubt sein, vom Stadtrat in der Vergangenheit und unter anderen Vorzeichen gefasste Beschlüsse zu hinterfragen.