16.06.2021
Stellungnahme Bebauungsplan Schrotfeld

Die Weiterentwicklung des Schrotfeldes beschäftigt den Stadtrat immerwieder. Am 16.06.2021 ging es um die Billigung des Bebauungsplanentwurfs. Hier das Statement unserer Fraktion:


Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
geschätzte Bürgerinnen und Bürger,

 

die Entwicklung des Schrotfeldes geht auf die Zielgerade. Allein im letzten Bauabschnitt werden dort mehr Menschen angesiedelt wie einigen – auch größeren – Ortsteilen. Dies erwähne ich, da wir uns klar machen müssen, um welche Dimension es hier geht.

Dabei sind insbesondere zwei Aspekte zu beachten. Einerseits sind die Grundstücke wesentlich kleiner geschnitten und es gebt große Bereiche für Reihen- und Mehrfamilienhäuser. Dies ist dem Zeitgeist geschuldet. Kampf dem Flächenfraß ist oberstes Gebot – und wird sehr häufig von denen propagiert, die selbst noch ein schönes großes Grundstück erwischt haben.

Andererseits werden die Straßen wesentlich schmaler geplant als bisher. Dies blendet völlig aus, dass schon in bisherigen Wohngebieten oft ein Wendehammer als unerlaubter Stellplatz dient – weil die Planer vor 10 oder 20 Jahren den Rückgang der Bedeutung des Pkw zu optimistisch eingeschätzt haben. Nicht ohne Grund haben deshalb wir FREIE WÄHLER immer wieder für eine Entzerrung plädiert. Die Stimmen wurden ignoriert, die immer gleichen Pläne erneut vorgelegt und schließlich auf Zeit gespielt.

Ja, auch uns FREIEN WÄHLERN ist bewusst, dass viele händeringend auf Bauland warten. Deshalb wollen wir uns dem nächsten Schritt nicht verwehren. Auch wenn wir uns immer noch Nachbesserungen wünschen – und Fehlentscheidungen protokolliert haben wollen, damit man sich in Zukunft noch daran erinnern kann.

Wie ich bereits erwähnt habe, fallen die neuen Grundstücke enger aus – denn anders als in der Landwirtschaft ist intensives Wohnen populär. Dennoch gibt es den Wunsch der Menschen auf Privatsphäre. Je kleiner die Parzellen, je höher sollen Zäune, Sträucher, Palisaden oder Hecken sein dürfen. Das ist auch verständlich – jeder möchte ungestört auf der Terrasse frühstücken oder in der Badehose sonnen dürfen, ohne auf dem Präsentierteller zu liegen. Deshalb sollte nach unserer Meinung Sichtschutz bis 2,50 Meter erlaubt sein.

Ein Gebot der Stunde ist es auch, neue Vorgaben für die Errichtung von Garagen oder Carports vorzusehen. Deshalb sollten dergleichen Parkeinrichtungen, wenn es sich nicht um Gemeinschaftsanlagen handelt, einen Mindestabstand von 5 Metern zur Straße haben. Als Ausnahme ist eine Kombination aus Garage und Carport denkbar. Hintergrund ist, dass wir nach wie vor davon ausgehen, dass es einen massiven Parkplatzmangel geben wird. Auch auf der Straße werden sich nur wenige Abstellflächen finden lassen, da diese, wie oft angemerkt, viel zu eng geplant werden. Durch die Rückversetzung der Garagen kann auf diese Weise etwas Entzerrung erreicht werden.

Dies folgt der Idee der Grünen, im Bereich der Mehrfamilienhäuser Radabstellanlagen vorzusehen. Ein richtiger Ansatz – denn es ist nicht davon auszugehen, dass schwere E-Bikes nicht regelmäßig in den Keller getragen werden.

Gerne wollen wir die Diskussion über die Ausführung von Garagen anstoßen. Das bayerische Baurecht erlaubt es ja, Garagen – auch mit Schuppen – auf die Grundstücksgrenze zu setzen. Das ist wichtig und richtig, gerade bei kleinen Grundstücken. Allerdings sind auch Spitzdächer auf Garagen erlaubt, die von der Höhe nicht selten an die Höhe eines Hauses heranreichen. Vor dem Hintergrund der intensiven Bebauung regen wir an, für Garagen Flachdächer vorzuschreiben. Alternativ könnte auch eine Maximalhöhe oder Gradzahl für die Dachschräge vorgegeben werden – damit die Nachbarn nicht plötzlich im Dunkeln sitzen.

Wichtig ist aus unserer Sicht, dass das Neubaugebiet den Menschen gefällt, die dort wohnen. Wir begrüßen deshalb die Idee der Grünen, die Gestaltung der Außenanlagen mit den Bürgerinnen und Bürgern abzustimmen. Dazu ist es freilich notwendig zu wissen, wer künftig dort wohnt. Die Bürgerbeteiligung sollte deshalb erst stattfinden, wenn die Grundstücke vergeben sind – und nicht mit einem Arbeitskreis, in dem sich jeder einfinden kann, der irgendwo in Herrieden wohnt. Das stellt die Planung vor eine gewisse Herausforderung, sollte aber durch das Vorhalten von Bedarfsflächen machbar sein.

Ähnliches gilt für die Gestaltung der Außenanlagen. Hier hat sich in den letzten Jahren das pflegeleichte Verteilen von Kies – Steingarten möchte ich das nicht nennen – etabliert. Die Folgen für Tier und Natur sind fatal, weshalb wir ein Verbot solcher Gartengestaltung ausdrücklich befürworten. Darüber hinaus sollte den Anwohnern jedoch freie Hand gelassen werden. Eine Festlegung auf „heimische Hölzer“ ist hier wenig sinnvoll. So verweist unser Baumbeauftragter Martin Hirsch regelmäßig darauf, dass durch heißere Sommer manche Baumart künftig keine guten Überlebenschancen mehr hat – hingegen es neue Sorten gibt, die zum Wohl aller verpflanzt werden könnten.

Besonders große Verwunderung hat bei uns die Kritik ausgelöst, dass zu wenig Bäume vorgeschrieben sind. 1 Baum je angefangene 450 m2 Grundstück ist mancher Fraktion hier zu wenig. Angesichts der kleinen Grundstücke, dem Platzbedarf eines Hauses, dem engen Baufenster, den Abstandsflächen, etc. frage ich mich, wo dann noch ein Haus in soll? Wir wollten doch nicht das ganze Schrotfeld zu einer Tiny-Haus-Siedlung machen, oder?

Ausdrücklich plädieren wir FREIE WÄHLER auch gegen die Idee, weiter Verpflichtungen für Bauherren festzusetzen. Die Rede ist von einem Zwang zur Zisterne. Natürlich ist eine Zisterne gut – und wird deshalb von denen, die Geld überhaben, sicher realisiert. Mancher wird es auch erst nach 10 Jahren machen, wenn etwas vom Haus abbezahlt ist. Muss die Zisterne jedoch bereits bei Bau mitgemacht werden, kann damit für manchen das ganze Haus unerschwinglich werden. Nur damit Sie ein Gefühl haben, eine Zisterne kostet ca. 10.000 Euro plus Tiefbauarbeiten. Gleiches gilt auch für die Idee, PV-Anlagen vorzuschreiben. Eine komplette Anlage kostet leicht zwischen 15.000 und 20.000 Euro. Für einen ehemaligen Bundestagsabgeordneten ist dies ein Monatsgehalt, für manch anderen eine Summe, auf der er Jahre hin sparen muss – und die nicht einfach so noch oben aufgepackt werden kann.

Heute noch nicht Gegenstand der Debatte ist die Idee, im Geruchtrichter des letzten Abschnitts einen Dauerstellplatz für Wohnwägen und Wohnmobile anzubieten. Diese Idee wurde von der Verwaltung ins Spiel gebracht – tatsächlich hat sich, zumindest nach Kenntnis unserer Fraktion, der Stadtrat damit bislang nicht befasst. Wer die Verkaufsflächen von umliegenden Wohnmobilhändlern kennt, der weiß, ein solch unschönes Ortsbild ist weder wünschenswert noch den Anwohnern zuzumuten.

Beim Stichwort Zumutung sei an dieser Stelle auch noch darauf hingewiesen, dass ein solches Vorhaben wie das Schrotfeld auch Auswirkung auf umliegende Ortsteile hat. In diesem Zusammenhang sind uns zwei Dinge wichtig: Das ist zum einen das planerische Vorsehen von Schallschutzmaßnahmen am nord-östlichen Teil des neuen Baugebiets. Denn es ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausgeschlossen, dass dort in der Nähe eine Umgehungsstraße verlaufen könnte.

Zum andern sollten aus unserer Sicht keine kleinen Maßnahmen durchgeführt werden, die das Verkehrsproblem auf Brennpunkte verlagern. Natürlich sorgen die vielen bereits im Schrotfeld wohnhaften Autos für Verkehr – und dieser wird durch den Ausbau noch verstärkt. Natürlich ist es möglich, dass gewiefte Pendler auf dem Weg nach Ansbach über die Pfarrer-Speinle oder die Fritz-Baumgärtner-Straße abkürzen. Ein Missstand, den wir FREIE WÄHLER übrigens beklagen und der sich durch eine Umgehungsstraße beseitigen ließe. Besagte Straßen für den Durchgangsverkehr unpassierbar zu machen, löst aber nicht allein das Problem – sondern sorgt für zusätzliche Last in der Nürnberger Straße und für höhere Gefahr auf dem Schulweg für kreuzende Kinder.