08.02.2022
Entscheidung zu Bauvorhaben am Sandfeld

In seiner Sitzung vom 2. Februar 2022 befasste sich der Stadtrat mit einem Bauvorhaben am Sandfeld in Scherrenberg. Auf Grund der weit über den bestehenden Bebauungsplan hinausgehenden Dimension haben wir dagegen gestimmt. Außerdem hätten wir das Projekt lieber in der Innenstadt angegangen.

Den Redebeitrag von Gaby Rauch, unserer Vertreterin im Bauausschuss, finden Sie hier zum Nachlesen:


Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,

vielen Dank den Vorrednern dafür, uns die Vorteile des Projekts aufgezeigt zu haben. Natürlich haben auch wir FREIE WÄHLER uns intensiv mit dem Vorhaben in Schernberg beschäftigt. In der Tat handelt es sich um ein spannendes Vorhaben. Nicht zuletzt deshalb, weil im nahe gelegenen Ansbach mit dem Technologie- und Innovationszentrum auf dem Krankenhaushügel bereits gute Erfahrungen gemacht wurden.

Ausdrücklich unterstreiche ich im Namen unserer Fraktion deshalb den Wunsch, eine solche Einrichtung in Herrieden zu etablieren.

Doch nur weil ein Investor eine attraktive Sache vorhat, bedeutet es nicht, dass die Stadt sämtliche andere Überlegungen hinten anstellt – nur um ein Vorhaben zu realisieren, dass gut klingt – jedoch weder öffentlichen noch gemeinnützigen Charakter hat. Kurz, hier geht es ums Geld verdienen. Das ist legitim, doch ein Stadtrat ist gut beraten auch noch andere Maßstäbe anzulegen.

Hier sehen wir insbesondere die Frage nach dem Standort. Es würde unserer Stadt gut tun, ein solches Bürozentrum im Herzen der Stadt anzusiedeln. Dann würden die jungen Unternehmer die Innenstadt beleben, Kaufkraft in den örtlichen Handel bringen und zur Lebensqualität der gesamten Stadt beitragen. Möglicherweise ist die Stadt sogar im Besitz geeigneter Immobilien – oder könnte diese zeitnah erwerben. So ist es für unsere Fraktion eine Option, ein solches Innovationszentrum im Zuge der Sanierung im Stadtschloss zu realisieren. Eine Idee, für die auch Alfons Brandl bereits Unterstützung zugesagt hat. Für den Fall, dass im Schloss doch das Rathaus eingerichtet werden soll, würde sich auch das jetzige Rathaus – unser altes Amtsgericht – für gemeinschaftliche Büros anbieten. Auch wäre zu prüfen, ob das Gabrieliheim nach Umzug in den Neubau hierfür nicht geeignet wäre. Eventuell bewirtschaftet und gemanaget durch die Lebenshilfe.

Der jetzt angedachte Standort ist aus unserer Sicht hingegen weniger geeignet. Es besteht die Gefahr, dass die dort anzusiedelnden Unternehmer keinen Bezug zu Herrieden aufbauen – sondern morgens heran und abends wegfahren. Weil Sie über die Autobahn in die Großstadt pendeln oder doch weiterhin an ihrem Hochschulstandort verwurzelt bleiben. Eine Ansiedlung des Bürozentrums in Schernberg ist aus unserer Sicht deshalb eine vertane Chance.

Es ist aber noch mehr als das: Es ist ein Affront gegenüber den Nachbarn. Diese hatten sich bei ihren Bauvorhaben an einen vom Stadtrat – wohlüberlegt und aus guten Gründen erlassenen – Bebauungsplan gehalten. Auch dem jetzigen Bauwerber waren die im Bebauungsplan vorgegebenen Rahmenbedingungen bewusst. Sehenden Auges hat er sich das Grundstück dann gesichert. Wohlgemerkt: Nicht irgendein Grundstück – sondern ein Filetstück mit Blick über das Altmühltal.

Nachdem er sein Vorhaben immer wieder verschoben hat, konfrontiert der Bauwerber die Stadt nun damit, das Vorhaben nur realisieren zu können, wenn der Bebauungsplan gemäß seinen Wünschen angepasst wird. Mit anderen Worten: Es wird gedroht, dass ein attraktives Vorhaben platzen könnte, wenn die Stadt nicht spurt.

Was wird konkret gefordert: Zum einen soll die Baulinie verschoben werden. Diese Achse gibt vor, in welchem Bereich eines Grundstücks ein Gebäude entstehen kann. Hier wurde der Wunsch geäußert, das Gebäude nach vorne zu ziehen und die nötigen Parkplätze dahinter einzurichten. Ein legitimer Wunsch – den auch andere Eigentümer dieser Straße geäußert hatten. Diesen wurde das Ansinnen jedoch verwehrt. Deshalb befinden sich in der Straße heute überall die Firmenhöfe vorn und die Hallen und Häuser hinten. Aus unserer Sicht ist es deshalb ungerecht, nun für den letzten Bauwerber eine Ausnahme zu machen.

Des Weiteren verlangt der Bauwerber die Genehmigung von insgesamt vier Stockwerken. Ja, uns ist bewusst, dass das vierte Stockwerk als Staffelgeschoss ausgeführt werden soll. Doch auch wenn der Büroraum auf der vierten Etage im Vergleich zu Stockwerk 1 bis 3 geringer ausfällt, bleibt es ein vierstöckiges Haus – in einem Bereich, in dem zwei Stockwerke zugelassen sind. Analog den im Zuge der neuen Planung auf dem Nägeleins-Areal ausgehandelten Kompromissen wären wir bereit gewesen drei Vollgeschosse mit Flachdach zu erlauben. Dies wäre immerhin ein Stockwerk mehr gewesen, als der Bebauungsplan hergibt – jedoch von der Höhe an die angrenzende Bebauung angepasst. Doch war der Investor hier zu keinem Zugeständnis bereit.

Was uns ebenfalls irritiert, ist das Bekenntnis des Investors, die dort entstehenden Flächen in den nächsten Jahren nicht kleinteilig zu veräußern. Das klingt blumig. Konkret ist damit gemeint, das derzeit nicht geplant ist, das Gebäude in eine Eigentümergemeinschaft umzuwandeln und einzelne Büros zu verkaufen. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass der Investor es durchaus für möglich hält, das Gebäude nach einer gewissen Zeit insgesamt zu veräußern. Hier wird sich sehr viel Geld machen lassen. Denn die Gewerbeflächen in Schernberg waren einst in erster Linie für örtliche Gewerbebetreibende gedacht und sind günstig.

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, durch die Zustimmung heute würden wir uns also um die Möglichkeit bringen, selbst ein Gründerzentrum in unseren Immobilien und mit positiven gesellschaftlichen Impulsen zu installieren – während wir gleichzeitig eines der attraktivsten Gewerbegrundstücke der Stadt einem nicht in Herrieden ansässigen Investor auf dem Silbertablett servieren. Das ist nicht zielführend – und auch nicht schlüssig, wenn wir sehen, wie wohlüberlegt gleichzeitig die Vergabe von Bauplätzen in Wohngebieten oder Flächen für PV-Anlagen gehandhabt wird.

Aus diesem Grund stimmen wir – wie ich bereits auch im Bauausschuss – gegen die Genehmigung. Gleichzeitig bitten wir Euch, es ebenfalls zu tun.

Vielen Dank.