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HERRIEDEN – Mit einer besonderen Personalie wartet Herriedens Kommunalpolitik kurz vor Ostern auf. Andreas Baumgärtner, bisher Fraktionskollege von Bürgermeisterin Jechnerer, wechselt die Fraktion. Ab sofort gehört er den FREIEN WÄHLERN an. Dabei geht es um politische Perspektiven, nicht um parteiinterne Streitigkeiten.
Stadtratsarbeit ist Andreas Baumgärtner nicht neu. Immerhin war er selbst über zehn Jahre im Herrieder Rathaus tätig, die letzten vier davon in der zentralen Funktion des Leiters Bürgerbüro und Ordnungsamt. „Deshalb war mir klar, dass ich da weiter machen will – auch wenn mich der berufliche Weg zum Bezirk geführt hat“, erläutert Baumgärtner. Deshalb schloss er sich vor der Kommunalwahl 2020 dem Bürgerforum Herrieden an. „Das Programm hat mich damals überzeugt. Gleichzeitig war ein überregionales politisches Engagement für mich als Neueinsteiger kein Thema.“ Das hat sich nach zwei Jahren nun verändert. „Christian Enz hat in seinem Bürgermeisterwahlkampf immer wieder auf die Bedeutung von Kontakten in die große Politik hingewiesen. Inzwischen weiß ich, was er gemeint hat.“ Denn sonst, so erläutert Herriedens Zweiter Bürgermeister, ist man von wichtigen Informationen abgeschnitten oder kann bei wichtigen Entscheidungen nicht genug Gewicht in die Waagschale werfen.
Dies bestätigt auch Christian Enz. „Wir gehen davon aus, dass inzwischen 75 Prozent der kommunalen Entscheidungen auf überörtlicher Ebene getroffen werden. Das war auch der Grund, weshalb sich die FREIEN WÄHLER zu politischem Wirken bis ins Europaparlament durchgerungen haben“, so der Orts- und Fraktionsvorsitzende. Auch wenn dies vielerorts immer noch kritisch gesehen wird – Enz ist von Hubert Aiwangers Konzept überzeugt. „Frei bedeutet für uns, dass wir keine ideologischen Leitplanken haben. Eine traditionelle Partei muss Herausforderungen auf Basis ihrer Grundhaltung bearbeiten – wir sind offen für pragmatische Lösungen.“
Nur deshalb, so ergänzt Stadträtin Gaby Rauch, war ein Dreier-Bündnis von Bürgerforum, Grünen und FREIEN WÄHLERN überhaupt erst möglich. „Auch wenn wir in manchen grundsätzlichen Themen unterschiedliche Wege gehen, mit Dorina Jechnerer an der Spitze haben wir im politischen Alltag bereits viel erreicht.“ Dies bestätigt auch Andreas Baumgärtner. „In der Koalition konnte ich mit den FREIEN WÄHLERN von Beginn an sehr vertrauensvoll zusammenarbeiten. Mit der Zeit habe ich gemerkt, dass es auch inhaltlich sehr gut passt“, so der zweite Bürgermeister. „Gleichzeitig habe ich allerdings auch bemerkt, dass es auf übergeordneten politischen Ebenen häufig an verwaltungsfachlichem Know-how in den Gremien mangelt.“ Diese Erfahrung hat auch Bürgermeisterkollege Johann Heller während seiner 40-jährigen politischen Karriere immer wieder machen müssen. „Leider stellen sich Führungskräfte aus der Verwaltung selten zur Wahl. Vielleicht gibt es Berührungsängste. Vielleicht meinen sie aber auch, über ihre Funktion direkt mehr Einfluss ausüben zu können – obwohl das nicht ihre Aufgabe ist“.
Andreas Baumgärtner will hier nun einen anderen Weg einschlagen. „Als Herrieder mit Leib und Seele will ich das Beste für unsere Stadt. Deshalb möchte ich mich künftig auch auf höherer politischer Ebene einbringen“, sagt der Zweite Bürgermeister. Eine solche Option bietet sich in der rein kommunalen Wählervereinigung des Bürgerforums nicht. „Obwohl ich die letzten Jahre sehr gut mit Fraktion und Vorstand – insbesondere auch mit Bürgermeisterin Jechnerer – zusammengearbeitet habe, bin ich nun zu den FREIEN WÄHLERN gewechselt.“ Die Beweggründe, so Baumgärtner, habe er ausführlich mit Bürgermeisterin und Fraktion diskutiert. „Es freut mich, dass die bisherigen Mitstreiter diesen Schritt nachvollziehen können – und wir in der Koalition weiterhin eng zusammenarbeiten wollen.“ Natürlich, so ergänzt Christian Enz, bringt ein Parteiwechsel von Mandatsträgern immer eine gewisse Unruhe mit sich. „Manchmal kann man sogar den Eindruck gewinnen, die Scheidung einer Ehe ist mehr akzeptiert als ein Wechsel der Partei“, weiß der Ortsvorsitzende. „Dabei wäre es ein Verlust für die Gesellschaft, wenn jeder Mandatsträger mit der Politik aufhören müsste, nur weil sich die Beziehung zur einmal gewählten Gruppierung auseinandergelebt hat.“ Trotzdem sollten die Motive eines Parteiwechsels immer hinterfragt werden, ist Johann Heller überzeugt. „Deswegen haben wir viele Hintergrundgespräche mit Andreas Baumgärtner geführt und neben der Fraktion auch die Vorstandschaft eingebunden“, berichtet der Dritte Bürgermeister. Am Ende stand der einstimmige Beschluss, Andreas Baumgärtner in Fraktion und Ortsverband aufzunehmen. „Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit und sind überzeugt, dass er uns inhaltlich noch ein Stück voranbringt. Gleichzeitig vertrauen wir auch darauf, dass sich unsere Partner ebenfalls freuen. Denn so behalten wir die fachliche Kompetenz für alle in der Koalition“, resümiert Gaby Rauch.